Die Sage von der Kelle / Kehle bei Appenrode & Ellrich * Südharz *Reiseführer Harz
Die Sage von der Kelle (Kehle)
von Ulf Zaspel / Nordhausen
Die Kelle, welche in uralten Zeiten Kehle oder auch Schlund genannt wurde ist ein tiefer Trichter in der Nähe von Appenrode und Ellrich im Südharz.
Noch heute fröstelt einem wenn man im heißen Sommer hinab steigt und es hier viel kühler wird, als an der Erdoberfläche.
In alten Zeiten hausste hier das Böse und schreckte die Umgebung. Ob es ein Drache, ein Wehrwolf oder ein Hautwechsler war, weiß heute niemand mehr. Manche sagen auch, es wäre das Ungeheuer Grendel welches hier um ging.
Sei es wie es sei, in düsteren Gewitternächten und zur Zeit der Rauhnächte wenn das Licht mit der Dunkelheit ringt, stieg das Böse aus der Kelle oder Kehle und suchte die Umgebung heim. Viele Menschen schleppte es aus der Umgebung in sein unterirdisches Reich, welches damals eine große Halle war. Nie wieder hörte man von den Unglücklichen und was mit diesen geschehen war.
Ritter in glänzenden Rüstungen zogen aus das Böse zu vertreiben oder zu vernichten, doch keiner schaffte es. Von den Rittern fehlte stets jede Spur und keiner erfuhr von ihrem Schicksal.
Ein pfiffiger Bergmann aus dem Südharz mit Namen Barthel war es endlich, welcher die Kreatur zur Strecke brachte, denn er verband Furchtlosigkeit mit Pfiffigkeit und fürchtete sich nicht nicht vor der dunklen und tiefen Höhle.
Barthel war ein fleißiger Bergmann, welcher in der Gegend des heutigen Ilfeld das Eisenerz ab baute. Er achtete die alten Mächte wie den Harzgeist und war aller Tiere und Menschen Freund. Sein ganzer Stolz war die Stute Rüda, von welcher heute noch viele Pferde im Südharz ab stammen.
Nachdem das Ungeheuer aus der Kelle seine Schwester verschleppt hatte, schwor er die Menschen von diesen Schrecken zu befreien, koste es was er wolle !
Der Harzgeist gab Ihm diesen Rat,.......
„ Nicht Mut allein kann das Monster besiegen – nur List. Denn Jedem dem das Monster auch nur anschaut, der erstarrt auf der Stelle zu Stein“ !
„Du musst das Monster zuerst blenden,dann kannst Du den Kampf auf nehmen“.
„Und nur in der heiligen Osternacht, wenn das Gute stark ist, wirst Du es besiegen“.
Wie der Harzgeist es riet, zog Barthel in die Gegend des heutigen Neustadt/ Harz und grub in der Erde nach einem schneeweißen Mineral, dem Gips, so wie es Ihm der Harzgeist geraten hatte.
Dies rösteten er und seine Gefährten über einem heißen Feuer aus Holzkohle. So entstand der Brandkalk, ein ätzender Stoff.
Als sie damit fertig waren, luden sie den Brandkalk in Säcke und Barthel packte drei davon auf seine treue Stute Rüda. Keinem seiner Gefährten erlaubte er mit ihm zu gehen, denn er wollte niemand in Gefahr bringen.
„ Betet für mein treues Pferd und für mich“ bat er seine Freunde, als die heilige Osternacht heran war.
Listig wie er war, band er Leder um die Hufe seines Pferdes, so dass Ihm das Böse nicht hören konnte.
Frau Holle aber, die alle fleißigen Menschen belohnt, schickte in dieser Nacht einen starken Wind und einen dichten Nebel, so dass er die Nähe der Kelle unerkannt erreichte.
Er stieg von seiner Stute Rüda ab und lud sich 3 Säcke Branntkalk auf den Rücken. Das Pferd band er nicht an, damit dieses im Notfall fliehen konnte.
Ein Zwerg der in der Nähe Alraunen schnitt, war das letzte Wesen welches Barthel sah und erzählte die Geschichte später in der Stadt Zwergenquartz.
Barthel schlich zur Kelle und schüttete die die Öffnung den Brandkalk, worauf das Ungeheuer in der Tiefe ein gewaltiges Heulen erhob.
Ohne sich umzusehen und nur mit seinen Fahrtenmesser bewaffnet, stieg der Bergman entschlossen in die Tiefe.
Es begann ein gewaltiger Kampf und das Getöse war im gesamten Südharz zu hören. Der Boden erzitterte und Mensch und Ungetüm rangen 3 Tage und 3 Nächte. Die große Halle der Kelle stürze ein – dann war Stille.
Am vierten Tage wagten sich seine Gesellen zur Kelle um nach ihrem Freunde zu schauen. Sie fanden die treue Stute Rüda welche auf ihren Reiter gewartet hatte und 4 Tage weder gefressen und getrunken hatte, ein tapfers und treues Tier !
In der ein gestürzten Kelle, fanden Sie weder von Barthel noch vom Untier eine Spur. Ob Barthel dort sein kühles Grab fand, oder zum Lohn für seinen Mut direkt nach Walhall gefahren ist, weiß niemand.
Das Untier war jedenfalls verschwunden und seit dem leben die Menschen im Südharz in Sicherheit.
Nach der treuen Stute Rüda wurde Rüdigsdorf benannt und die Gegend wo das weisse Mineral ab gebaut wurde heißt dem Pferd zu Ehren „Rüdigsdorfer Schweiz“.
Viele Pferde im Südharz stammen von Rüda ab und wenn mann heute ein Pferd sieht, sollte man sich an Rüda erinnern.
Aus dem übrigen Branntkalk mischen die Menschen Mörtel und konnten so endlich Steinhäuser bauen, auch dies ist ein dauerndes Erbe des schlauen Bergmanns Barthel.
Mut und Kraft, ohne Wissen und Erfahrung, können nicht viel bewirkten, dies lehrt die Geschichte des Bergmanns Barthel. Glaubt sie nur und wenn Ihr in die kühlen Tiefen der Kelle steigt, so wird Euch noch heute ein frösteln überkommen, dies ist das Erbe der Bestie.
Ulf Zaspel / Nordhausen/ Harz am 27.1.2023 * Alle Rechte vorbehalten ! * www.videoreiseführer.de