Die Sage vom Süßen und vom Salzigen See

Ulf Zaspel/ Nordhausen ( Urheber )  * Nordhausen den, 17.01.25

Vor langer langer Zeit, lebte am Ostrand des Harzes in der Gegend der heutigen Stadt Eisleben eine Witwe mit Ihren beiden Töchtern. Ihre leibliche Tochter hatte den Namen Sieben, sie war böse und putzsüchtig und half kaum mit im Haushalt.

Ihre Stieftochter hatte den Namen Else und sie war ein kluges und fleissiges Mädchen, welches auch wohl auf dem Markte zu handeln wusste. Obwohl sie ein ansehnliches Mädchen war und eine Stütze im Haushalte und auf den Feldern, mochte die Witwe sie nicht, denn sie war nur Ihre Stieftochter.

Auch Ihre Stiefschwester Sieben, welche von allen Nachbarn heimlich die böse Sieben genannt wurde, machte Ihr das Leben schwer und trachtete sie aus dem Hause zu treiben.

Einstmals begab es sich, dass die Zeiten schwer wurden und die Not über das Land kam. Obwohl es der Witwe noch recht gut ging, sah sie die Zeit gekommen Else aus dem Haus zu treiben.

Lauernd und mit Hintergedanken frage sie Ihre beiden Töchter,...........

Sagt mir wie lieb Ihr mich habt – die welche mich am meisten mag kann bleiben – die andere mag sich Ihr Brot in der Fremde suchen „ .

Ich liebe Euch Mutter – wie meinen schönsten Goldschmuck „ - schmeichelte schlau die böse Sieben Ihrer Mutter.

Ich liebe Euch Mutter wie das Salz – denn ohne dieses Geschenk der Götter kann niemand lange überleben, weder Tier noch Mensch“ , sprach das Mädchen Else. Denn trotz Ihrer Jugend war sie erfahren und wusste um die grosse Bedeutung des Salzes.

So wenig liebst Du mich – Du dummes Ding. Geh mir aus den Augen und kehre nie wieder zurück“ ! „ Wer brauch schon Salz „ ?!

Ohne jedes Gepäck jagte die Witwe Else aus dem Haus und drohte selbst die Hunde los zu lassen. Ihre Stiefschwester, die böse Sieben, lachte nur und stand Ihr nicht bei.

Weinend und ohne Vorräte musse Else den Hof verlassen und ging traurig in Richtung Osten. Die Sonne brannte und sie hatte kaum Wasser dabei und den süßen und salzigen See, gab es damals ja noch nicht !

Als sie sich hin setzen wollte um ihr letztes Wasser zu trinken kam ein uralter Zwerg des Weges,...........

Ach Mädchen ich verdurste – hast Du nicht etwas Wasser für mich „

bat er sie und Else gab ihm ihr allerletztes Wasser.

Der Zwerg verschwand wie in einem Staubwirbel und es kam Else vor als wäre alles nicht wahr, denn sie hatte nun ihr letztes Wasser verschenkt.

Müde schleppte sie sich weiter und hoffte eines der Bauerndörfer zu erreichen um eine Anstellung zu bekommen oder wenigstens einen kühlen Trunk.

Müde dachte sie nur - „ ach wenn doch aus diesem Fels eine Quelle mit kühlem Wasser käme“.

Plötzlich, sie dachte sie träumte, floss eine muntere Quelle aus dem Fels ihr gegenüber und sie konnte ihren brennenden Durst löschen. Gleich darauf erschien der uralte Zwerg dem sie ihr letztes Wasser gegeben hatte. Es war tatsächlich der Harzgeist, vom dem sie in alten Sagen gehört hatte und er sprach.

Alles sehe ich, alles höre ich, nichts im und am Harze bleibt mir verborgen. Ich weiß das dich Deine böse Stiefmutter und Deine böse Schwester Sieben, vom Hofe verjagt haben. Wenn du magst kannst Du in meine Dienste treten, denn ich hüte die Schätze des Harzes und der Umgebung. Ich hüte das Wasser, das Erz, das Salz und alle Tiere, Pflanzen, Menschen und Zauberwesen“.

Obwohl das Mädchen Else Furcht vor dem mächtigen Harzgeiste hatte, fasse es sich ein Herz und trat in seine Dienste. Die unterirdischen Höhlen des Harzgeistes hielt es gar sauber, wünschte er einen kühlen Trunk bereitete sie diesen dem Harzgeist zu und war diensteifrig gegenüber seinen Helfern den Zwergen und Harztrollen.

So vergingen 12 Monde und obwohl es Else an nichts mangelte, wurde ihr das Herz schwer.

Sie fasste sich ein Herz und sprach zu dem uralten Harzgeist,...........

Noch nie ist es mir so gut gegangen, doch nun habe ich Heimweh nach den Feldern und Gebirgen des Harzes. Bitte lasse mich ziehen guter Harzgeist“.

Allzeit warst Du mir eine gute Dienerin, hast alles sauber gehalten und meine Schätze nicht an gerühert. So will ich Dich ziehen lassen, Du hast zwei Wünsche frei, wähle klug“. So sprach der Harzgeist.

So gib mir die Steinsalzlagerstätten bei Eisleben zum Geschenk, ich werde daraus einen guten Handel machen, denn Salz ist kostbarer als Gold“ - so sprach das kluge Mädchen Else. Gleichfalls bat sie den Harzgeist um reichlich Wasser.

Der Harzgeist holte sein heiliges Vlies ( Fell ) sie flogen zusammen in die Gegend des heutigen Röbligen und dort sprach der Harzgeist einen Zauberspruch und ein gewaltiger Regenbogen spannte sich vom Bernsteinmeer ( Ostsee ) in den Vorharz. Über diesen Regenbogen strömte das Wasser des Bernsteinmeeres in den Vorharz und so entstand der „Salzige See“.

Dann segnete er Else und sie ging zurück an den Ort wo sie vorher lebte. Da Else allzeit gut mit den Zwergen auskam, halfen Ihr diese bei der Förderung des Steinsalzes und bald entstand ein blühendes Bergbaustädtchen, welches anfangs nach ihr Elsleben genannte wurde, das heutige Eisleben.

Auch die bekannten Bergleute Nappian und Neucke, welche später den Kupferschieferbergbau im Mansfelder Land begründeten, holte sie in die Gegend !

Als Ihre Stiefschwester, die böse Sieben, sah wie wohlhabend Else geworden war, wollte sie auch so reich werden. Arglos wie Else war erzählte sie Ihrer Schwester von der Quelle und dem Harzgeist und auch die böse Sieben zog los und suchte die Quelle.

Endlich fand sie die Quelle, doch sie ehrte diese nicht. Nachdem sie Ihren Durst gelöscht hatte warf sie Steine in die Quelle und wusch Ihre Schuhe darin.

Plötzlich erschien der Harzgeist und er war rot vor Zorn,.........

Wirf keinen Stein in die Quelle aus der Du trinken willst und keinen Stein in die Quelle aus der Du getrunken hast“ ! „ Doch Du bist putzsüchtig und denkst nur an Dich – so sollst Du allzeit genug Süßwasser zum planschen haben „.

Der Harzgeist lachte und ein gewaltiges Gewitter erhob sich – das Regenwasser stürzte vom Himmel und aus der Erde und ein riesiger See entstand. Die böse Sieben verschwand darin und soll noch heute als Wasserfrau dort um gehen und auf Erlösung warten. Und so entstand der Süsse See !

Der Bach der von Zeit von Zeit Eisleben und das östliche Harzvorland überschwemmt, nannten die Menschen nach dem bösen Mädchen, die „Böse Sieben“ und so heisst der Bach bis in die heutige Zeit !

Die Bergbaustadt Elsleben ist das heutiges Eisleben und die Zwei blauen Augen des Mansfelder Landes prägten viele Jahrhunderte die Gegend, der „Salzige See“ und der Süße See.

Der Salzige See wurde um 1894 trocken gelegt, da er die Bergbaustollen darunter zu überfluten drohte, doch vielleicht wird er eines Tages wieder erstehen.

Doch die Stadt Eisleben, der Süsse See und das Flüsschen Böse Sieben zeugen noch heute von den ungleichen Mädchen, der fleissigen Else und der faulen und bösen Sieben !

Von Ulf Zaspel / Nordhausen * 17.01.2025 * Alle Rechte vor behalten !